Arbeiten und Kleinstadtleben in Owatonna, MN

Die letzten zwei Wochen haben wir in Owatonna verbracht. Dies ist eine Kleinstadt, südlich von Minneapolis. Wir wurden in die Firma Sputtering Components versetzt. In dieser haben wir rund zwei Wochen gearbeitet.

Die Firma Sputtering Components in Owatonna.

Zuerst aber, was macht diese Firma und wieso gehört sie zu Bühler?
In dieser Firma werden Maschinen hergestellt, die einen fortschrittlichen Beschichtungsprozess durchführen, das «Sputtern». Dieses Verfahren dient dem Beschichten von Glas, Chipstüten, Autoscheinwerfern, Handydisplays und vielem weiterem. Es ist ein sehr fortschrittlicher und komplexer Prozess, welcher im Vakuum abläuft. Die Firma Bühler hat diese Firma indirekt aufgekauft, da sie zu «Leybold Optics» gehörte und diese Firma bei Bühler integriert wurde. Sputtering Components liefert die Maschinen um das Glas von Leybold Optics zu beschichten. Wie wir gespürt haben, herrscht bei den Mitarbeitern grosse Unruhe. Sie wissen nicht wie sich in Zukunft ihre Arbeitsplätze verändern werden. Einer der Mitarbeiter sprach gar von einem möglichen Umzug der Firma. So wie wir es erlebt haben setzt Bühler aber grossen Wert auf die Zusammenarbeit mit Sputtering Components.

Hier finden sie unsere zwei persönlichen Berichte. Einerseits wie unsere Arbeitstage abliefen, andererseits wie sich unsere Freizeit gestaltete.

Sacha Rothenberger, Polymechaniker.

Am ersten Tag haben wir alle zusammen eine Einführung in den hoch-komplexen Sputtering-Prozess in Englisch erhalten. Nach diesem informativen Vortrag von einem sehr intelligenten Mann, gingen wir durch das ganze Werk und man zeigte uns alles. Die Mitarbeiter waren alle sehr stolz darauf, was sie sich aus einer Garage heraus erbaut hatten. Nach dem Rundgang durch das ganze Gebäude, das über diverse Abteilungen verfügt, traten wir den Nachhauseweg an. Wir durften uns, aufgrund der weiten Anreise, in einem ortsansässigen Hotel einquartieren. Wir verabschiedeten uns vor der Firma und gingen zum Hotel, wo wir direkt ohne Komplikationen einchecken konnten. Das Hotel machte einen angenehmen Eindruck, inklusive Pool und Frühstücks-Buffet. Am nächsten Tag traten wir dann also unsere Arbeit an. Beide in der standesgemässen Bühler-Montur. Wir wurden beide von Matt, dem Zerspanungsleiter, empfangen und in einen Raum gebeten. Wir mussten dort beide zuerst einen Sicherheitsfilm schauen, was ein Standardprozedere ist. Danach wurden wir gefragt, was wir denn beherrschen und wo wir gerne arbeiten würden. Ich sagte ihm, ich sei nicht allzu schlecht im CNC-Drehen mit angetriebenen Werkzeugen. Danach wurde ich auf eine Maschine versetzt, mit jenen Eigenschaften. Ich durfte am Anfang nur Werkstücke «laufen lassen». Das heisst ich spannte sie in das Futter und liess das Programm abspielen. Das fand ich nach gewisser Zeit ein wenig eintönig, worauf ich mich bei Matt zu Wort meldete. Ich habe mir die Aufträge angeschaut und evaluiert, welchen ich machen möchte. Ich zeigte ihn Matt und er liess mich selbstständig arbeiten.

Ich suchte mir also alle Wendeplatten und Werkzeuge zusammen, die ich benutzen wollte. Danach konnte ich dank der vorhandenen Mastercam-Programmierplätze eigens ein Programm erstellen – in imperialen Einheiten. Das Werkstück im Mastercam-Programm aufzuzeichnen war nicht schwer, da ich alle Funktionen kannte und ein wenig Englischkenntnis ist auch vorhanden. Ich musste nur die Masse von der Zeichnung auslesen und eintragen. Was dann aber etwas zeitintensiv war, war das Programmieren der Werkzeugwege bzw. die Zerspan-Vorgänge. Ich musste alle meine relevanten und gewohnten Parameter umrechnen. Das Umrechnen aller Einheiten hat ungefähr 1.5mal länger gedauert als das Programmieren an sich. Ich musste alle Vorschübe, Zustellungen, Schnitttiefen, Sicherheitsabstände, Abhebewege, Schlichtaufmasse etc. umrechnen – das dauert. Mein Programm wurde dann noch von einem Mitarbeiter kontrolliert und ich konnte es am nächsten Tag benutzen – funktioniert hat alles. Ich durfte dann des Weiteren noch an eine Fräsmaschine, dort konnte ich auch Werkstücke laufen lassen. Ich hatte mich bei den Arbeitern jeweils nach Werkzeugen und Schnittdaten, sowie dem Prozess erkundigt. Ein Mitarbeiter meinte noch, ich solle ihm das Programm für seine Weiche-Spannbacke programmieren. Ich sagte ihm, ich könne es versuchen, aber ich habe bis jetzt nur Dreh- Drehfräswerkstücke programmiert, was sich schon ein wenig von dem kubischen Werkstück unterscheidet. Ich habe es aber versucht und es hat funktioniert. Die Mitarbeiter haben sich ein wenig über den Programm-Namen amüsiert, da es ungewollt auf ein Körperteil anspielte. Ich habe mein Programm «A_Sacha_Softjaw» genannt, was aufgrund der Länge, in der Maschine zu «ASS» gekürzt wurde.
Es sind während der Produktion von den Werkstücken, die ich gefertigt habe, auch Fauxpas passiert. Eines davon nicht wegen mir, sondern weil mein Vorarbeiter nicht bei der Sache war. Zum einen hat es uns hier einen Zentrier-Stift sowie den Zentrierbohrer gekostet. Zudem wurde an der Fräsmaschine ein Eckmesserkopf zerstört und aufgrund dessen auch das Werkstück.

Werner Schmid, Anlagen- und Apparatebauer.  

Meine Tätigkeiten bei Sputtering Components fanden ausschliesslich in der Werkstatt statt. Die erste Woche arbeitete ich selbstständig in der Rostfreischlosserei. Zu meinem Glück stand in dieser Woche viel Schweissarbeit an, so dass sie mich gut gebrauchen konnten. Ich schweisste Blockgehäuse, Halterungen, Magnetschienen und Ventilteile. Die Arbeiten waren nicht gerade anspruchsvoll, dennoch bereiteten sie mir Freude.

In der nächsten Woche arbeitete ich einerseits in der Qualitätssicherung. Dabei prüfte ich gelötete Übergänge und Schweissnähte auf ihre Dichte. Andererseits arbeitete ich mit einem weiteren Mitarbeiter der internen Montage. Dabei begegnete ich vielen Teilen, die ich zuvor geschweisst hatte. Nach und nach begann ich die Funktionen der verschiedenen Teile zu verstehen. Alle Mitarbeiter waren sehr hilfsbereit. Sie nahmen sich Zeit und erklärten uns geduldig die Details des Sputtering-Prozesses. Wir haben viel über einen Prozess gelernt, den wir zuvor nicht kannten.

Die meiste Zeit unserer Freizeit verbrachten wir in der Stadt Owatonna. Es wurden uns viele gute Restaurants empfohlen, welche wir testeten. Viel Zeit verbrachten wir ebenfalls am Hotelpool nach langen Arbeitstagen. Am Wochenende besuchten wir die Stadt Rochester. Sie gilt als wohlhabender und beliebter Wohnort.

An unserem letzten Arbeitstag in Owatonna wurden wir von Dan, dem Gründer der Firma, am Feierabend eingeladen, um ein ganz besonders amerikanisches Hobby auszuüben.
Wir trafen uns mit Dan und einigen seiner Freunde im Garten seines Anwesens. Alle hatten ihre persönlichen Waffen mit Munition dabei, die wir alle ausprobieren durften. Von Gross- bis Kleinkaliber war alles dabei. Bis es dunkel wurde schossen wir im grossen Garten auf aufgestellte Ziele, was uns riesen Spass bereitete. Da es im Freien zu kalt war liessen wir den Abend und unsere Zeit in Owatonna im Haus von Dan gemütlich ausklingen.

Schiessübungen im Garten des Firmengründers.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach zwei Wochen in der Kleinstadt kehrten wir zurück in die Twin Citys. Dort wurden wir am Freitagnachmittag von Brian, einem Mitarbeiter der Sputtering Components zu einer Boottour über den Mississippi eingeladen. Da der Mississippi genügend breit ist, war es möglich an diesem Tag noch auf den Fluss zu gehen. Alle kleineren Flüsse waren bereits zugefroren. Bevor wir uns aufmachten und das Boot in den Fluss setzten, folgten wir dem Rat von Brian und zogen alle warmen Kleider an die wir dabei hatten. Dies erwies sich als gute Entscheidung. Durch die Kälte, welche deutlich unter 0°C lag und dem Fahrtwind, war es in der Tat eisig kalt. Nach ca. 4 Kilometer Fluss aufwärts banden wir unser Boot am Peer von St.Paul an. In der Stadt genossen wir einen köstlichen Burger bevor wir zurückfuhren. Gerade vor Einbruch der Dunkelheit nahmen wir das Boot aus dem Wasser.
Trotz der eisigen Temperaturen war es eine grossartige Erfahrung, zu der wir so schnell nicht mehr die Möglichkeit haben werden.

Brian und Sacha beim Befestigen des Bootes am Peer von St.Paul.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach dem Wochenende stand uns eine kurze Arbeitswoche bevor. Diesen Donnerstag ist Thanksgiving. Daher dürfen wir ein viertägiges Wochenende geniessen.

Ein Kommentar

  1. Hallo ihr beiden

    Schön, dass ihr so herzlich aufgenommen worden seid.
    Ich hoffe ihr erfriert mir nicht und kommt bald gut zurück, sodass ihr uns erzählen könnt, was alles sonst noch so passiert ist.

    Gruss

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